Die Felflitzerkeusche
und ihre Geschichte

Die Geschichte des Weilers Aschbach am Frankenberg oberhalb von Rennweg am Katschberg beginnt im Mittelalter. An diesem Ort stand schon im 12. Jahrhundert eine mächtige Burg. Die Bauerngehöfte werden seit dem 15. Jhrt. bewohnt. Seit Anfang 1700 ist die Felflitzerkeusche dokumentiert, in einigen Quellen auch Wölflitzerkeusche genannt.

Erbaut wurde das Haus im typischen Einhof-Stil des Katschtals (Wohnhaus und Stallgebäude unter einem Dach) vermutlich ursprünglich im 13. oder 14. Jahrhundert auf der strategisch wichtigen Anhöhe von Aspach (heute Aschbach). An diesem Ort am Westhang des Frankenberges war schon in antiken und mittelalterlichen Zeiten ein befestigtes Fort zur Sicherung des Passübergangs gestanden. Das Haus liegt an der noch erhaltenen Römerstraße, die über den Frankenberg und den Lausnitzsattel nach Salzburg führt, und gehörte ursprünglich wohl Otto von Chaetz (Kaetsch ausgesprochen), dem Namenspatron des Katschtals, wie das obere Liesertal hier heißt.

Der Name Aschbach stammt von Aspach, „wo Aspen wachsen“, und tatsächlich gibt die Klimaforschung darüber Auskunft, dass es im 12. und 13. Jahrhundert in Mitteleuropa nachweislich um einige Grade wärmer war, sodass an diesem Ort in 1200 Meter Seehöhe damals Aspen bzw. Espen (im Volksmund: Zitterpappeln) wuchsen.

"Keuschen“ waren kleine Güter, zumeist aus Holz gezimmert und für weichende Kinder oder „Auszügler“ von größeren Bauernhöfen gebaut. Sie waren im Gegensatz zu den stattlicheren „Huben“ (gemauerte oder gezimmerte Höfe) deutlich kleiner im Ausmaß und mit weniger Grundfläche und Vieh bestückt. Da Keuschler von ihrem kleinen Besitz allein nicht leben konnten, waren sie zumeist auch Handwerker, Schmiede, Weber, Knappen oder Zimmerer.

Das Geschlecht der Chaetzer (Katscher) ist seit 1123 bezeugt, sie waren Besitzer einer Reihe von Gütern im Katschtal, unter anderem auch Burg Rauchenkatsch. Ihre zweite Festung, Castrum Chaetze superius (Burg Oberkatsch), ist verschollen, sie stand aber vermutlich in St. Peter oder sogar auf dem Westhang des Frankenbergs, dem ehemaligen römischen Fort. Die Burg muss irgendwann zerstört worden oder abgebrannt sein, das Baugut wurde jedenfalls in den gemauerten Bauernhöfen der Umgebung verwendet.

Am 3. Oktober 1351 schrieb Otto der Chaetzer, ein mächtiger Vasall und Lehensträger des Erzbischofs, mit Einwilligung seines Sohnes Wilhelm, sein (heute noch erhaltenes) Testament, in dem er der Pfarrkirche zu Chaetz (Katsch) und der Kirche St. Georgen unter anderem fünf Äcker zu Aspach, eine kleine Hube in der Chrembs (Kremsbach) und jährliche Naturalien stiftet. Seinem Sohn Wilhelm von Chaetz überantwortet er seine Hube zu Aspach samt Zehent, seinem Vetter Liebhard sein Haus zu St. Peter (das der Chreutzer innehat), seinem Vetter Wilhelm zudem eine Hube zu Sumereck. Seit damals mussten die Besitzer des Aschbacher-Anwesens jährlich der Kirche Zins zahlen.

Laut dem ältesten Kirchenurbar des Katschtals gab es urkundlich gesichert bereits 1502 mindestens zwei Behausungen zu Aschbach, deren Besitzer (Genser und Aspacher genannt) jährlich der Kirche Zins in Form von Naturalien (Weizen, Roggen, Hafer, Lämmer, Hühner) zu zahlen hatten, sowie vermutlich auch in Form von Robotarbeiten abarbeiten mussten. Um 1595 waren die Häuser Nr. 1 und Nr. 2 im Besitze zweier Linien des Geschlechtes Aschbacher. Mutmaßlich, doch urkundlich nicht nachweisbar, hatten beide Linien einen gemeinsamen Stammvater, nach dem es anscheinend zu einer Erbteilung unter den zwei ältesten Söhnen Christoff (Stoffbauer) und Martin (Mörtenbauer) kam.

Während der Name Aspacher bzw. Aschbacher (Vornamen Sebastian, Adam, Christophorus, Johannes, Josef, Georg, Peter usw.) auf dem Haus Nr. 1 seit Anfang 1500 durchgehend nachweisbar ist, geht das Haus Nr. 2 Mörtenbauer (1598 noch Georg Aspacher) nach der Heirat von Maria Aspacher mit Christian Rauter 1641 für mehr als zweihundertfünfzig Jahre oder acht Generationen an das Geschlecht der Rauter (Rauter-Vornamen: Martin, Andreas, Josef, Johann etc), und später an die Ramsbachers, einem hier weitverbreiteten Familienclan.

Auch die Felflitzerkeusche ist irgendwann aus einer solchen Hofteilung hervorgegangen. Der erste urkundlich nachweisbare Besitzer der Felflitzerkeusche zu Aschbach hieß Georgius Planckh. Er dürfte den Einhof in seiner heutigen Blockhaus-Form um 1700 gebaut haben. Seine Tochter Elisabeth (geb. 1732) übernahm das Anwesen nach ihrer Heirat mit Melchior Frankenberger im Jahre 1757. Melchior stammte vom Wastlbauer am Frankenberg oberhalb des Weilers Aschbach und wurde Besitznachfolger seines Schwiegervaters auf der damals zum Graf v. Lodron’schen Marianum-Collegium in Salzburg dienstbaren Keusche.

Die Frankenbergers bewohnten das Haus mit Unterbrechungen mehr als zwei Jahrhunderte bis 1992 als Keuschler, Schmiede und Kaufleute, im letzten Jahrhundert auch als Auszügler des Hansbauer vom Atzensberg. Der letzte von ihnen – Georg Frankenberger – blieb in VIII. Generation ohne Nachkommen. 

Ein Haus unter Denkmalschutz

Laut Bescheid des Denkmalamts ist die Felflitzerkeusche ein querteiliger Einhof aus dem 18. Jahrhundert. Der talseitig gelegene Zubau stammt aus dem Jahre 1798. Im Zuge einer Bestandsaufnahme der bäuerlichen Architektur Kärntens wurde das Haus 1992 unter Denkmalschutz gestellt – vor allem auch aufgrund seines original erhaltenen Getreidekastens im Obergeschoss des Hauses (heute das Brautzimmer), wie sich der damalige Denkmalschutzbeauftragte erinnert.

Das Haus wurde nach dem Tod des letzten Keuschlers Georg Frankenberger 1992 als Wochenendbleibe und im hinteren Wirtschaftsteil für Kleinkaliber-Schießübungen genutzt. Zum Zeitpunkt der Übernahme durch die neue Besitzerin 2004 lag das Anwesen im Dornröschenschlaf. Abgesehen von dem 1998 neu gedeckten Dach war es eine von Wind und Wetter sowie feuchtem Boden und Amoniak im bergseitigen Stallteil arg mitgenommene Behausung, noch dazu einen halben Meter abgesackt im nordwestlichen Teil und mit einer Dachkante, die völlig aus dem Winkel lief. Dem persönlichen Bezug der neuen Besitzerin zu diesem Haus und ihren Kindheitserinnerungen ist es zu verdanken, dass das Projekt in Angriff genommen wurde – mit dem Ziel vor Augen, möglichst authentisch und denkmalschutzgerecht zu sanieren.

Wie Napoleon nach Kärnten kam

Ihren heutigen Namen verdankt der Fefflitzerhof jedoch einem ganz anderen Umstand. Während der Sanierungsarbeiten 2004/2005 wurden im jüngsten Teil des Hauses – dem talseitigen Auszüglerstüberl – neben einer Inschrift aus dem Jahre 1798 und den Initialien J.F. (Johann Frankenberger) auf einem Holztram Original-Zeichnungen aus der Franzosenzeit gefunden, die stark verblichen und zerrissen waren. Auf den kolorierten Papierarbeiten waren noch deutlich Szenen mit französischen Soldaten und Katschtaler Bauern und Zimmerleuten zu sehen.

Genauere Nachforschungen brachten zutage, dass die französische Invasion in Kärnten zeitlich kurz vor dem kleinen Zubau – Anfang 1797 – stattfand und Napoleon selbst am 30. März 1797 erstmals in der Landeshauptstadt Klagenfurt Einzug hielt. Zur zweiten Besatzung durch französische Truppen kam es Anfang 1801, die sich über mehrere Jahre hinzog. Als gesichert gilt, dass die Truppen bis ins hinterste Katschtal gelangten und hier auch einquartiert wurden.

Napoleons Heere eroberten Kärnten mehrmals von Oberitalien aus und lieferten dem Landsturm und den österreichischen Truppen von Kaiser Franz I. teilweise blutige Schlachten. Während der Franzosenkriege von 1797-1813 wurde Kärnten durch hohe Kontributionszahlungen und massenweise Zwangsrekrutierung schwer ausgeplündert, und viele Berichte zeugen davon, dass Hunger, Krankheit und Tod allgegenwärtig waren.

Als Napoleon 1809 im Frieden von Schönbrunn das Habsburgerreich vom Meer abriegelte, schloss er die Gebiete Osttirol, Oberkärnten westlich von Pörtschach, Krain, Görz-Gradisca, Triest und Kroatien südlich der Save mit Istrien, Dalmatien und Ragusa zu den "Illyrischen Provinzen" zusammen. Ab 1811 wurde Oberkärnten der politischen Verfassung des Königreiches „Illyrien“ zugeteilt und die Maires (Bürgermeister), auch jene von Sumereck, Gmünd und Rauchenkatsch (heute Rennweg) auf Kaiser Napoleon vereidigt. Die Verwaltung wurde modernisiert und musste zum Teil in französischer Sprache erfolgen. Viele aus dem Französischen eingedeutschten Begriffe wie Gendarmerie (Landpolizei), Plafond (Decke) oder Kalesche (Kutsche, Schlitten) zeugen von dieser Vergangenheit.

Die alten Zeichnungen im Haus gaben viel Anlass zu Spekulationen. Kamen die Franzosen auf ihren von Napoleon selbst befehligten Beutezügen bis Rennweg? Mussten sie verpflegt werden, gab es Zusammenstöße? Welche Auswirkungen hatte die jahrelange Besatzungszeit auf das einfache Leben der Bauern, Bergleute und Handwerker in der Gegend? Wer hat die Zeichnungen gemacht, und was wollte er damit erzählen? Welche Bedeutung hat das kleine Materl auf der Südseite des Hauses, wie und wo haben sich die jungen Männer vor dem Militärdienst versteckt? Wer ist die geheimnisvolle Schöne auf dem Ölgemälde aus der Zeit? Vieles wird noch zu erforschen sein, vieles für immer vergessen. Doch die Erinnerung an diese bewegten Zeiten bleibt wach.

Der Uhrmacher des Generals

1776 brach eine Pockenepidemie aus. Auch Blattern wurde die Krankheit genannt, gegen die es keine Impfung gab. Der kleine Peter Lechner aus St. Peter am Katschberg erblindete an den Folgen dieser Erkrankung vollständig. Besonders stark entwickelte sich aber infolgedessen sein Tastgefühl.

Bereits als sechsjähriger Bub war er in der Lage, eine Taschenuhr vollständig zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Beim Schulmeister, Messner und Organisten Peter Sedlmayer aus St. Georgen, der auch den Beruf des Uhrmachers ausübte, erlernte der blinde Bub das Uhrmacherhandwerk.

Bereits im Alter von 20 Jahren schuf er die Turmuhr von St. Michael, deshalb wurde er auch im Jahre 1797 nach Villach gerufen, um die dortige Turmuhr zu reparieren. Einen Tag nach der Ankunft marschierten französische Soldaten in Villach ein. Bei einem Streit und einer darauf folgenden tätlichen Auseinandersetzung zwischen dem Villacher Kaufmann Tomanelli und dem französischen General Rusca, die sich aus französischen Geldforderungen ergab, wurde dessen Astrolabium, das er wie eine Armbanduhr trug, zerschlagen. Das Astrolabium stand mit einem Uhrwerk in Verbindung, das dem abergläubischen General die guten und bösen Stunden anzeigen sollte.

Darob geriet der General so in Wut, dass er den Villacher Kaufmann wegen tätlichen Angriffs zum Tode verurteilte. Die Bürger von Villach richteten nun an den General ein Gnadengesuch, dem dieser unter der Voraussetzung zustimmte, dass sein Astrolabium  bis zum nächsten Morgen wieder in Stand gesetzt sein müsse. Keiner wagte es, diese schwierige Arbeit zu übernehmen und so schien das Schicksal des Kaufmanns besiegelt.

Da entsann man sich des blinden Peter Lechner, welcher ja zur Arbeit kein Licht benötigte. Die Adjutanten des Generals brachten Peter Lechner in das französische Hauptquartier und dort arbeitete der Uhrmachergeselle die ganze Nacht durch, um dem General um 5 Uhr morgens das reparierte Astrolabium wieder zurückzugeben. Und somit war auch das Leben Tomanellis gerettet. Der blinde Lechner kehrte nach Reparatur der Turmuhr reich beschenkt ins Katschtal zurück. Hier befasste er sich neben den Uhren auch noch mit der Aufstellung von Mühlen und starb daselbst im Jahre 1827 im Alter von 51 Jahren.

"Wiener Zappler"-Uhr mit Doppeladler aus dem Jahre 1790

Die ersten Franzosen im Katschtal

Am 8. April 1797 wurde das Katschtal das erste Mal von französischen Truppen besetzt und fast jeder größere Bauernhof erhielt eine französische Einquartierung und hatte dieselbe auch zu verpflegen.

Zur Verpflegung gehörten auch alkoholische Getränke wie Bier, Wein und Schnaps. Die Franzosen pressten auch die Katschtaler Burschen zum Militärdienst und um diesem zu entgehen, verkleideten sich viele Burschen als Mädchen oder hielten sich ganz versteckt.

Das Mühlbacherhaus in Mühlbach wurde als französisches Zollhaus adaptiert und alle Waren, die von Norden kamen, mussten hier verzollt werden. Die nahe Grenze am Katschberg verleitete natürlich zum Schmuggel. Die beliebteste Schmuggelware war Salz, und der noch heute existierende Salztragersteig, der von den Saraberger Wiesen nach Zanaischg führt, war ein beliebter Schmuggelpfad. Nach alten Erzählungen sollen damals die Katschtaler Burschen und Mädchen mit den französischen Zöllnern beim Mühlbacher, der auch Wirt war, gefeiert haben, währenddessen die Bauern über den Saraberg und Adenberg Salz, Tabak und Vieh ins Katschtal schmuggelten.

Über die Kosten, die die französische Besatzung verursachte, gibt es Aufzeichnungen in der Familienchronik des Katschtalerhofes.

Den 8. April 1797 seint die Franzosen hir nachmittags um 2 Uhr ankommen.
das zweitemal den 3. Jänner 1801 
das drittemal den 22. Feber 1805 
das viertemal den 2. Juli 1809

Im Jahre 1797 durch die Franzosen vom 6. April bis 30. April einen erweihslichen Schaden erlitten von 246 Gulden 7 Kreuzern.

Schaden im Jahre 1801 von 3. Jänner bis 23. Märzen, erweihslich und gring genommen 794 Gulden 32 Kreuzer.

Vom Jahr 1805 ist nicht aufgschriebn, was sie habn gschadt.

Am 19. August 1813 seint die österreichischen Truppen hier in aller Fruah ankommen und haben mir für das ganze Jahr Schadn gmacht von 370 Gulden.

Altes Franzosenlied

Im Jahre 1810 hats viel Franzosen gebn, 
da habns mi a dawischt, zu dem verflixtn Lebn.
Für mein schean Janka habns ma gebn an weißn Frack, den Tornister aufn Ruckn, a so a Saugepack 
Hams ma gebn a blaue Hosn, das is ja a weit gfehlt, is drin a groaßes Sackl, doch nia a Kreuzer Geld.

Quellen: Georg Broll: "Aus Gmünds vergangenen Tagen", erschienen 1936 und 1938Dr. Matthias Lexer: „Kärntisches Wörterbuch“ von (Leipzig 1862); Anton Ueberfelder: Kärntnerisches Ifiotikon (Klagenfurt 1862); Geschichtsquellen des Dekanats Gmünd (Malta-, Katsch-, Liesertal bis Treffling/Lieserhofen), für die Zeit 1590 bis 1800, Kirchenurbare 1502ff, 1610, 1650. KLA; Bezirksgericht Gmünd; Buch Nr.82; Gewähr-Buch Von denen zum gräfl. v. lodron: Marian: Collegium zu Salzburg gehörigen Gülten; Lit A: - KLA; Bezirksgericht Gmünd; Buch Nr.84; Intabulationsprotokoll Denen zum gräfl. v. Lodron: Marian: Collegium in Salzburg gehörigen Gülten; Lit B. - KLA; Bezirksgericht Gmünd; Buch Nr.85; In- und Extabulations-Urkundenprotokoll von Graf v. LODRON MARIAN: Collegium Grundbuchamt; Lit C. – KLA; Das gräfl. LODRON`sche Archiv Gmünd; Gesamter Katalog und auszugsweise Urkunden.